Entzündliche- & Autoimmun-Erkrankungen
Der Zusammenhang zwischen Ernährung und entzündliche-, bzw. Autoimmunerkrankungen ist uns mittlerweile aus Studien und Beobachtungen bekannt. Die Immunsystemreaktion des Organismus ist unangemessen: ein körpereigenes Gewebe, bzw. harmlose Proteine, werden als fremd angesehen und angegriffen. Dabei konnte eine Korrelation zwischen Immunreaktion und verzehrten Eiweißen festgestellt werden.
Was passiert während der Verdauung in unserem Körper?
Eiweiße, besonders wenn tierischen Ursprungs, erfordern eine intensive Verdauung. Um diese zu verarbeiten, produziert der Magen Magensäure, bzw. Salzsäure und Pepsinogen. Durch die Magensäure wird gleichzeitig das Enzym Pepsinogen zu Pepsin aktiviert und beginnt mit der Aufspaltung der Eiweißmoleküle in kleinere Bruchstücke. Diese kommen dann in den Dünndarm, wo die Magensäure von Bauchspeicheldrüsen- und Gallenblasensaft neutralisiert wird.
Funktioniert einer dieser Schritte nicht optimal (u.a., wenn wenig Magensäure produziert, oder viel tierisches Eiweiß verzehrt wird), müssen die noch nicht ganz abgebauten Proteine durch die Darmwand aufgenommen werden, was zu einer ständigen Entzündung der feinen Darmschleimhaut führt; die in tierischen Fetten enthaltene Arachidonsäure verstärken diese Entzündungsreaktionen.
Die Darmmukosa wird durchlässiger (die Schleimhautzellen des Darms werden auseinander gedrückt), es kommt zur „Leaky-Gut-Syndrom“ (durchlässiger Darm-Syndrom).
Durch diese „Lecks“ im Darm fließen Verdauungsgifte und die nicht ganz aufgespaltenen Eiweiße ins Blut. Diese gelangen zur Leber, damit sie zerlegt und unschädlich gemacht werden können. Die freien Radikale, die bei dieser Zerlegung entstehen, werden über die Gallenflüssigkeit wieder in den Darm „entsorgt“ und reizen ihn wieder. Durch den enterohepatischen Kreislauf kommt es zu einem Teufelskreis.
Einen der ersten klinischen Nachweise dieses Prozesses erbrachten die japanischen Immunologen Dr. Sidonia Fagarasan (Riken-Institut Yokohama) und Prof. Tasuku Honjo (Universität Kyoto) in einem Laborversuch an menschlichen Darmzellen, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature Reviews Immunology im Januar 2003. Dieser Teufelskreis steht an der Basis sehr vieler Immunkrankheiten, wie z.B.: Rheuma-Krankheiten (Arthritis, Morbus Bechterew, SLE, Sjögren-Syndrom, usw.), Multiple Sklerose, Colitis ulcerosa, Morbus Crohn, Hashimoto Thyreoiditis, Alopecia aerata, aber auch allergische Reaktionen, Neurodermitis, Psoriasis…
Aus diesem Grund wird Patienten, die unter einer Immundysbalance leiden empfohlen, eine pflanzliche Ernährung einzusetzen.
Es wurde z.B. mehrfach beobachtet, dass bei der saisonalen allergischen Rhinitis (Heuschnupfen) das konsequente Weglassen aller tierischen Eiweiße während 2-3 Jahre für eine völlige Ausheilung reicht, wenn gleichzeitig auf eine gesunde, frische Ernährung geachtet wird. Auch bei der multiplen Sklerose wird eine basenüberschüssige, naturbelassene Ernährung empfohlen (also möglichst pflanzlich und tiereiweißfrei), da sie antientzündlich wirkt. Eine große Studie mit 197 MS-Erkrankten und 202 Kontrollpersonen aus Kanada legt ebenfalls einen schützenden Effekt durch einen hohen Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln nahe, bei gleichzeitigem Verzicht, bzw. starker Einschränkung von tierischen Fetten und Proteinen (Nutritional factors in the aetiology of multiple sclerosis: a case-control study in Montreal, Canada. Ghadirian P1, Jain M, Ducic S, Shatenstein B, Morisset R., Int J Epidemiol. 1998).